• Leben lieben Podcast

    018 Gestaltgespräche über Tod und Sterben

    018 Gestaltgespräche über Tod und Sterben „Tod als letzte Gestalt“

    Im Gespräch mit Bettina Hagedorn, Psychologin aus Dortmund und Mitbegründerin des Projekts „Hospiz macht Schule“ sprach ich über Tod und  Sterben.
    Sich existentiellen Fragen zu stellen, ist nicht leicht. Doch mit Gewahrsein angeschaut, wird dadurch das Leben lebendiger.

    017 3 Schritte, wie du mit unangenehmen Gefühlen besser klarkommst

    017  3
    Schritte, um mit unangenehmen Gefühlen besser klarzukommen

    Im
    Folgenden möchte ich dir 3 Schritte zeigen, wie es dir gelingt, mit
    unangenehmen Gefühlen klarzukommen.

    Dass
    du das gerade liest, zeigt ja, dass du daran interessiert bist, dich
    selbst besser zu verstehen. Darüber bin ich sehr froh, denn sich
    selbst verstehen zu lernen ist ein wichtiger Schlüssel, um das
    eigene Leben zu lieben und liebenswert und lebenswert zu machen.
    Genau das hat positive Auswirkungen auf deine Beziehungen und dein
    ganzes Umfeld.

    Denn
    die andere Person kannst du nicht verändern, aber du kannst bei dir
    selbst gucken, dich selbst verändern und dann geschieht auch im
    Außen oft eine Veränderung. Wenn du dich selbst besser verstehst,
    bist du auch alldem was in dir geschieht, nicht hilflos ausgeliefert
    und bist handlungsfähig, wenn sich unangenehme Gefühle in dir
    breitmachen.

    Ich
    möchte einen kleinen Exkurs in die Psychologie machen und dir davon
    erzählen, dass es bestimmte Basisgefühle gibt. Gefühle oder
    Emotionen, die durch bestimmte Gesichtsausdrücke auf der ganzen Welt
    erkennbar sind. Die Basisgefühle sind: Wut, Trauer, Scham, Freude,
    Angst, Ekel und Erstaunen. Diese Informationen habe ich einem Buch
    des Psychologen Paul Ekman entnommen, der sich mit dem Thema
    Emotionen und ihrem Ausdruck sehr intensiv beschäftigt und dazu
    geforscht hat.

    Die
    allermeisten Menschen können ihre Gefühle nicht genau benennen. Es
    ist eher ein diffuses Gefühl oder wird oft körperlich erlebt, wie
    zum Beispiel ein Unwohlsein oder Erschöpfung.

    Vielleicht
    kennst du das auch, dass du zwar spürst, dass irgendwas los ist, es
    dir nicht gut geht, du dich vielleicht erschöpft oder durcheinander
    fühlst, etwas auf deiner Brust liegt – du aber gar nicht genau
    weißt, welche Emotion dahinterliegt und was überhaupt mit dir los
    ist. Ich erlebe das oft in meiner Praxis oder in meinem privaten
    Umfeld – Menschen sagen, sie seien traurig, aber sobald man tiefer
    einsteigt wird klar, dass es gar keine Traurigkeit ist, sondern dass
    dahinter sehr viel Wut steckt. Das macht sehr deutlich, dass wir oft
    gar nicht wissen, was wir überhaupt fühlen und dadurch auch nicht
    wissen, wie wir damit zurechtkommen sollen.

    Ich
    bin der Meinung, dass wir einen neuen Umgang mit Gefühlen brauchen.
    Denn ich finde sowohl das falsche Interpretieren, das Wegdrücken
    oder das starke Ausagieren sind alles Dinge, die ungesund auf unser
    System und auf unsere Beziehungen wirken.

    Nun
    zu den 3 Schritten, wie du besser mit unangenehmen Gefühlen umgehen
    kannst.

    Der
    erste Schritt ist das Wahrnehmen.


    Der
    zweite Schritt ist das Spüren.


    Der
    dritte Schritt ist das Sprechen.

    Wahrnehmen,
    von dem was ist. Spüren, auch im Körper. Und Sprechen.

    In
    ihrem Buch „Die drei Quellen echten Lebensglücks“ schreibt Dami
    Charf etwas über die Wahrheit von Emotionen: „Gefühle sind
    interpretierte Körperempfindungen. Interpretationen sind erlernt und
    können verändert werden.“

    Das
    meine ich auch, wenn ich sage, dass Gefühle häufig falsch
    interpretiert werden. Körperempfindungen werden häufig aus der
    Vergangenheit interpretiert und haben mit dem, was gerade
    stattfindet, vielleicht gar nichts zu tun.

    Wahrnehmen

    Wenn
    ich anfange mit dem ersten Schritt des Wahrnehmens, dann komme ich
    aus der Interpretation der Vergangenheit heraus und bin präsent im
    Hier und Jetzt. Ich empfinde also das, was gerade wirklich
    stattfindet.

    Kleine
    Wahrnehmungserforschung im Hier und Jetzt:

    Nimm
    dir einen Moment Zeit zum Innehalten und beobachte deine Gefühlslage,
    ohne sie zu bewerten. Beobachte einfach nur das, was du in dir
    wahrnimmst.

    Das
    kann zum Beispiel sein: Mir tut der Rücken weh. Oder: Jetzt bemerke
    ich, dass ich müde bin. Oder: Ich bemerke, dass ich erschöpft bin.
    Nimm es nur wahr, ohne es zu bewerten.

    Man
    kann diese Forschungsübung auch ausweiten und seine Gefühlslage
    einen ganzen Tag beobachten, ohne sie zu bewerten. Also nicht zu
    sagen: „Ich bin erschöpft, weil…“ oder „Mir tut der Rücken
    weh, weil…“, sondern es einfach nur als Phänomen wahrzunehmen.
    Vielleicht bemerkst du dabei, dass dein Geist und deine Stimmung
    durch das Nicht-Bewerten klarer werden und dass Gefühle sich auch
    nicht mehr so schwer anfühlen, weil du ihnen irgendeine Bewertung
    gegeben hast.

    Spüren

    Dann
    komme ich zum zweiten Punkt, dem Spüren. Dabei ist es wichtig,
    erstmal innezuhalten, um überhaupt etwas spüren zu können. Unser
    erster Impuls bei unangenehmen Gefühlen ist ja oft, uns dagegen
    wehren zu wollen. In den Widerstand zu gehen und so zu tun, als wäre
    das Gefühl nicht da. Wir schalten um auf Flucht, Kampf oder Starre.
    Daher appelliere ich an das Spüren. Das bedeutet, erstmal
    innezuhalten. Dabei haben wir die Möglichkeit, neu zu schauen und zu
    interpretieren. Ich behaupte, dass das Innehalten und Neu-Bewerten
    das wichtigste ist für zwischenmenschliche Beziehungen, sodass wir
    nicht im Affekt handeln, sondern neu wahrnehmen und spüren und erst
    dann reagieren. Es ist so, als würde man ein Stück von sich
    weggehen und sich von außen betrachten. Das hat zur Folge, dass man
    nicht so überwältigt wird von unangenehmen Gefühlen.

    Kleine
    Forschungsübung – Der Blick des Adlers

    Du
    kannst dir bestimmt schon denken, was das bedeutet.

    Es
    geht nämlich um einen Perspektivwechsel. Du nimmst die Perspektive
    eines Adlers ein, fliegst über dir und beobachtest dich
    .
    Mit
    dieser Forschung kannst du auch aus deinem Stressmodus herauskommen,
    indem du ein wenig Abstand nimmst und dich von oben betrachtest um zu
    sehen, was du denkst und wie du mit dir im Kontakt bist. Dadurch
    kannst du auch Abstand von dir und deinen Gefühlen bekommen, was
    manchmal bei sehr starken Gefühlen sinnvoll ist, um Drama zu
    verhindern oder dich selbst regulieren zu können. Zu dieser
    Erforschung möchte ich dich gerne und auch immer wieder einladen.
    Das kannst du immer wieder tun, wenn du jemand bist, der von sehr
    starken Emotionen geleitet wird.

    Lass
    mich gerne wissen, wie es dir mit dieser Forschung geht, indem du
    einen Kommentar hinterlässt oder anders mit mir in Kontakt kommst!

    Sprechen

    Jetzt
    komme ich schon zum letzten Schritt: dem Sprechen. Das Sprechen ist
    sozusagen ein Synonym, das durch Schreiben oder dich ausdrücken
    ersetzt werden kann. Meine Erfahrung ist die, dass es hilfreich ist,
    nach dem 1. und dem 2. Schritt mit jemandem in Kontakt zu gehen und
    darüber zu sprechen. Jemand, der mir neutral oder aktiv zuhört. Es
    kann auch hilfreich sein, dass was ich wahrgenommen oder gespürt
    habe, nochmal aufzuschreiben. Dieser Selbstausdruck kann auch durch
    Kreativität in Form von Musik, Kunst etc. geschehen. Sprechen ist
    ein Synonym für Selbstausdruck. Das ist der dritte Schritt, der es
    leichter macht, mit unangenehmen oder intensiven Gefühlen
    zurechtzukommen.

    Für
    mich ist es immer wichtig zu betonen, dass alle Gefühle da sein
    dürfen. Nicht nur die schönen und fröhlichen Gefühle, sondern
    auch alle intensiven, unangenehmen Gefühle. Und doch haben wir
    häufig verlernt, die ganze Bandbreite an Gefühlen wahrzunehmen, zu
    spüren, darüber zu sprechen und sie auszudrücken. Dabei machen sie
    uns als Menschen ganz. Wenn wir mit allem in uns in Kontakt sein
    können, dann wird unser Leben sehr viel reicher und lebendiger sein.

    Zusammenfassung

    Die
    Schritte, besser mit unangenehmen Gefühlen zurecht zu kommen sind:
    Wahrnehmen, Spüren und Sprechen.

    Beim
    Wahrnehmen geht es darum, dass was in dir stattfindet als Phänomen
    wahrzunehmen, ohne es zu interpretieren. Denn diese Interpretation
    kommt häufig aus der Vergangenheit, hat aber mit dem, was gerade bei
    dir ist, meist wenig zu tun.

    Zum
    zweiten Punkt, dem Spüren, gehört das Innehalten, um nicht direkt
    vom Reiz in die Reaktion zu gehen, sondern erstmal zu spüren, was
    ist und die Situation neu zu bewerten.

    Der
    dritte Schritt ist das Sprechen oder das Ausdrücken, von dem was du
    gespürt und wahrgenommen hast. Du kannst mit jemandem sprechen, der
    dir einfach zuhört. Du kannst etwas schreiben oder dich auf kreative
    Art und Weise ausdrücken.

    Ich
    hoffe, dass du für dich ganz viel mitnehmen kannst und vielen Dank
    für dein Interesse!

    016 Gesang ist meine Leidenschaft- Ein Interview

    Gesang ist meine Leidenschaft“

    Stimmbildung und Gesangscoching, online- Geht das?
    Ja das geht!

    Manuela Ming von Allerlei Impro 
    Freundin und Gesangsschülerin der 1. Stunde hat mich dazu interviewt.

    Sie selbst lebt in der Schweiz. Wir klären Fragen, ob und wie das
    funktioniert, wie ich die Aussage finde: „Ich kann nicht singen“, ob ich
    auch auf Englisch unterrichte und was Gesang und Stimme für mich
    bedeutet.
    Ich freu mich wenn du reinhörst und einen Kommentar da lässt.

    Du findest mich auch auf meiner Webseite und bei Facebook und
    Instagram. Viel Spaß beim lebendigen Gespräch mit Manuela Ming und mir.

    015 Wie du lernst, du selbst zu sein und nicht, wie du sein sollst“

    „Wie du lernst, du selbst zu sein und nicht, wie du sein solltest“

    Heute
    geht es darum, du selbst zu sein und nicht, wie du sein solltest.
    Wenn du dich angesprochen fühlst, wenn du das Gefühl von Freude und
    einem guten Selbstgefühl verloren hast, und auch das Gefühl hast
    unter einer dumpfen Glocke zu sein, dann lies gerne weiter!

    Lernen,
    du selbst zu sein

    Für
    mich persönlich ist das ein langer Weg gewesen, immer wieder zu
    gucken – Was ist denn eigentlich meins und was nicht?

    Mein
    Gradmesser ist dabei mein inneres Gefühl, ob es hell oder dunkel
    ist. Hierbei kann es auch helfen, das
    Innere
    Wetter

    zu überprüfen. Wenn mein inneres Wetter schon länger regnerisch,
    nebelig oder dunkel ist, dann kann ich gucken, ob es aktuell etwas
    gibt, was dazu führt oder ob es keinen konkreten Auslöser gibt.
    Dann lohnt es sich hinzuschauen, was gerade in meinem Leben los ist,
    das ich mich angepasst habe oder dass ich Dinge tu, die andere
    wollen, aber dabei gar nicht so bin, wie ich sein möchte.

    Manchmal
    ist es gar nicht so leicht, klare Gedanken zu fassen und auch aus
    alten Gewohnheiten auszutreten, daher ist es wichtig, sein Gewahrsein
    dafür nochmal zu schärfen.

    Wichtige
    Punkte

    Ich
    spreche direkt mal die Punkte an, die vielleicht gar nicht so
    angenehm sind, wenn du es wagst, du selbst zu sein. Ich sage mit
    Absicht
    wagen,
    denn es braucht ein wenig Mut, man selbst zu sein. Vor allen Dingen,
    wenn das Umfeld und du selbst es gewohnt sind, dass du dich anpasst.

    Geduld

    Der
    Punkt, den ich am öftesten höre, wenn ich mit Menschen arbeite, ist
    das Thema Geduld. Du musst aushalten, ungeduldig zu sein. Du musst es
    wirklich wagen, diese Ungeduld auszuhalten. Ich stelle oft fest, dass
    wenn nicht von heute auf morgen alles so läuft, wie ich es mir
    vorstelle, dass dann meine Ungeduld sehr groß wird. Und die gilt es
    auszuhalten.

    Das
    Nächste, das du wagen musst ist, etwas Altes zu zerstören. Als
    Gestalttherapeutin sag ich mal,
    alte
    Gestalten zu zerstören.

    Darauf folgt natürlich auch die Angst, das Alte loslassen zu müssen,
    um etwas Neues in die Welt zu bringen.

    Wenn
    du sein willst, wer du bist und nicht, wer du sein solltest, dann
    musst du wagen, Unbekanntem ins Gesicht zu schauen und dich darauf
    einzulassen.

    Vielleicht
    findest du selbst auch noch Punkte, bei denen du denkst: Das muss ich
    wagen – oder – Das trau ich mich nicht so richtig. Da gibt es
    eine Blockade. Bennene das ruhig mal und komm gerne mit mir in den
    Austausch darüber!

    Vielleicht
    fragst du dich auch: Warum kann ich nicht ich selbst sein und fühle
    mich gefangen in Handlungen, die so ähnlich sind wie die meiner
    Eltern? Oder: Warum pass ich mich immer an?

    Die
    Gründe können natürlich noch vielfältiger sein als das, was hier
    angesprochen wird.

    Dafür
    hole ich ein bisschen aus, zu der Zeit, als du klein warst.
    Vielleicht erinnerst du dich an deine Freuden. Dazu kannst du dir
    vielleicht ein altes Fotoalbum nehmen und dir überlegen, was dir
    wohl als Kind Freude bereitet hat. Dann schau mal, wie viele von
    diesen Freuden noch da sind. Was spürst du aus dir heraus, was dir
    heute noch Freude bereitet? Vermutlich hast du als Kind gelernt, dass
    bestimmte Dinge, die dir Freude bereitet haben, für deine Eltern
    störend waren und sie mit schimpfen oder Verboten reagiert haben.
    Weil du ein gutes Kind sein wolltest, hast du die frühen, einfachen
    Freuden vielleicht aufgegeben, um deinen Eltern zu gefallen und sie
    zu erfreuen.

    Beispiele
    für innere Konflikte

    Im
    Laufe der Zeit erleben wir Menschen innere Konflikte, weil wir etwas
    tun, was anderen nicht gefällt. Je nachdem, wie wir darauf
    reagieren, verschließt sich etwas in uns. Ich möchte noch ein paar
    Beispiele nennen zu inneren Konflikten und weswegen wir aufhören,
    Dinge so zu tun, wie wir es möchten.

    Ich
    gebe als erstes ein kindliches Beispiel: „Ich möchte so gerne in
    dieser Matsche herumspringen und mich darin suhlen, aber meine Mutter
    mag das nicht.“ Und schon entsteht ein Konflikt. Das Kind muss sich
    entscheiden für sich oder für die Mutter. Je nachdem, wie wir
    Menschen gestrickt sind entscheiden wir zum Beispiel, es der Mutter
    recht zu machen.

    Ein
    Beispiel für einen Konflikt im Erwachsenenalter könnte sein, dass
    ich gerne einer Person treu sein möchte, aber auch mit vielen
    ausgehen möchte. Und schon entsteht ein Konflikt. Je nachdem, was
    wir auch von unseren Eltern gelernt haben bezüglich Treue, entsteht
    ein Konflikt und die Neigung dazu, nicht ganz klar zu bekommen, was
    wirklich das Eigene ist und wie ich damit umgehen kann.

    Vielleicht
    bemerkst du in dir eigene Konflikte, wo du eine Ambivalenz spürst
    und du nicht ganz fühlen kannst, was ist deins und was ist der
    Wunsch von jemand anderem. Es könnte sein, dass dahinter ein Verbot
    oder eine Sichtweise liegt, die dir als Kind gesagt wurde.

    Was
    Menschen oft machen, um nicht in diesen Konflikten zu bleiben, weil
    das ja auch sehr anstrengend ist, ist zu schnellen Lösungen zu
    kommen. Was könnten vorschnelle Lösungen sein? Das eine ist das
    Thema von
    Richtig
    oder
    Falsch.
    Ich finde zu sagen, das ist richtig und das ist falsch, ist eine
    vorschnelle Lösung und beinhaltet nicht mehr den Prozess
    herauszufinden:
    Und
    was ist meins?

    Da
    sind wir wieder bei dem Thema: Was muss ich wagen, um herauszufinden,
    was meins ist? Das braucht viel Energie, und deswegen beschließt man
    oft, eher die ‚falsche‘ Seite zu vergessen und sich auf die Seite
    zu stellen, die im Allgemeinen für richtig gehalten wird. Schon sind
    wir wieder da, wie wir sein sollten, aber nicht wirklich so, wie wir
    selbst sind.

    Manchmal
    sprechen Menschen auch von einem
    guten
    Menschen
    .
    Ich nenne nochmal ein paar Beispiele, die aufzeigen, wie ein ‚guter
    Mensch‘ handelt, um diesem inneren und äußeren Konflikt aus dem
    Weg zu gehen. Angesichts von Konflikten entscheidet ein ‚guter
    Mensch‘, treu zu sein, in einem frisch bezogenen Bett zu liegen,
    sich nicht mehr im Dreck zu suhlen usw.

    Die
    inneren früheren Freuden sind noch da, aber der ‚gute Mensch‘
    erlaubt sich nicht mehr an sie zu denken und gewöhnt sie sich ab.
    Warum machen wir das so? Wir machen das so, um Konflikte zu
    vermeiden, um andere Menschen zu erfreuen, um uns gut zu fühlen, um
    uns überlegen zu fühlen. Aber auch, um eine Lösung
    herbeizuschaffen. Ich möchte damit nicht sagen, dass Lösungen an
    sich schlecht sind, aber wenn ich lernen will, ich selbst zu sein,
    dann kann es keine vorschnellen Lösungen oder
    die
    Lösung

    geben, sondern dann kann es nur einen Prozess geben und ein Wagen und
    Sich-Trauen, darauf herumzukauen, was ich in mir erlebe. Es ist auch
    notwendig, sich von der Vorstellung von
    gut
    und schlecht, falsch und richtig, unschuldig und schuldig

    usw. freizumachen. Diese Kategorien haben wir heruntergeschluckt zu
    der Zeit, als wir gelernt haben, nicht mehr wir selbst zu sein. Das
    sind oft diese Dinge, die unverdaulich sind und schwer im Magen
    liegen. Die uns Kopfschmerzen bereiten und eine Übelkeit auslösen.
    Durch diese Kategorien hört auch das Wachstum und die Entwicklung
    auf, sodass wir nicht mehr wir selbst sein können, sondern das sind,
    was die Eltern, die Freunde oder die Gesellschaft uns vorgibt.

    Wenn
    du also wieder lernen willst, du selbst zu sein, was bedeutet, dass
    du das Gefühl und die Empfindung von Freude und von Lebendigkeit in
    dir wieder wahrnimmst, dann musst du auch herausfinden, was du
    geschluckt hast. Wenn du herausfinden willst, wie du dich jetzt und
    hier fühlst, dann gilt es auch herauszufinden, was man dich hat
    glauben lassen, was du fühlen solltest.

    Du
    musst dir dessen gewahr werden, welche folgenden Wörter du öfter
    benutzt:
    müsste,
    sollte, immer, niemals.
    Du
    kannst ja mal darüber nachdenken, ob du diese Wörter öfter in der
    Kommunikation mit dir selbst oder anderen benutzt. Schreib‘ das
    gerne auf und erzähl‘ mir gerne davon, wenn du Lust hast.

    Vielleicht
    hast du mehr geschluckt, als du Verdauen kannst und bist dir dessen
    aber gar nicht wirklich bewusst, du spürst nur, dass du oft nicht du
    selbst bist, sondern so, wie du sein solltest. Falls du so fühlst,
    dass du merkst du hast vieles geschluckt, was nicht wirklich ein Teil
    von dir ist, ist es erstmal hilfreich, das wieder zu entdecken.
    Wieder zu entdecken, was du denn geschluckt hast. Dieses
    Wiederentdecken und Benennen ist ganz wichtig. Da das gar nicht immer
    so einfach ist, fang doch erstmal mit den oben genannten Wörtern
    müsste,
    sollte, immer, niemals
    an.
    Es
    ist eben gar nicht so leicht, herauszufinden, was wir alles
    geschluckt haben und dafür brauchst du wieder die Geduld, die ich am
    Anfang angesprochen habe. Also wirklich auch das Aushalten der
    Ungeduld, wenn du die Dinge, die du heruntergeschluckt hast, nicht
    sofort erkennst.

    Was
    du auch erkennen kannst, ist dass du eine Art Verdauungsstörung
    hast. Das was du heruntergeschluckt hast, was nicht wirklich deins
    ist, das stört dich in deiner Verdauung. Dinge wie Übelkeit,
    Bauchschmerzen, Kopfschmerzen usw., können nicht nur durch Nahrung
    entstehen, sondern auch durch Vorstellungen von Anderen, die wir
    schlucken, aber nicht gut verdauen können. Wenn du so etwas über
    mehrere Jahre oder Jahrzehnte tragen und merkst, dass du schon lange
    an
    Verdauungsstörungen
    leidest, kann das natürlich körperliche Ursachen haben. Aber es
    kann auch sein, dass da zusätzlich etwas ist, das du an
    Vorstellungen und Ideen geschluckt hast und nicht verdauen kannst und
    weswegen du auch nicht du selbst sein kannst.

    Jetzt
    fragst du dich vielleicht: Wie kann ich das ändern? Was kann ich
    tun?
    Jetzt kommen wir zu dem Teil, der gar nicht so leicht ist und
    der auch deine Zeit und Geduld braucht. Aber es ist der Teil, der
    sich wirklich lohnt. Du musst einverstanden sein, diese ganzen Sätze
    herauszufinden. Das allein reicht noch nicht, denn du musst dich
    selbst erleben, in deinem Zorn, in deinem Ekel, in deiner Scham, in
    deiner Angst. Du musst dich selbst eigentlich dorthin schicken. Dafür
    musst du dich natürlich etwas trauen und den Mut haben, das
    auszuhalten, was da ist.

    Wenn
    du mich schon länger kennst, weißt du, dass ich einmal im Jahr eine
    Challenge mache: „Geh‘ mit dem, was gerade ist!“. Da ist genau
    das Thema, nämlich mit dem zu sein, was gerade ist. Wenn du
    herausfindest, welche Sätze du geschluckt hast, dann wirst du
    erstmal auch unangenehme Gefühle wahrnehmen. Aber ich bin der
    Meinung, dass sich das total lohnt, man selbst zu sein, Freude zu
    empfinden, Lebendigkeit. Unterscheiden zu können, was ist meins und
    was habe ich geschluckt. Du wirst dann auch selbst herausfinden, was
    du magst und was nicht. Was sich gut anfühlt und was nicht und wie
    du dein Leben selbst leben möchtest.

    Dabei
    geht es nicht um richtig oder falsch, sondern darum, was für dich
    richtig und stimmig ist. Du kannst dein Leben anschauen und
    entscheiden, wer du bist und wie du dich fühlst. Die Antworten, die
    du dir selbst geben kannst, das sind deine eigenen Antworten. Ob du
    dann danach handelst, das ist eine andere Sache. Aber das in sich
    selbst herausfinden, ist schonmal eine ganz wertvolle Sache, um
    wieder Lebendigkeit und Freude zu spüren und das Gefühl, wieder man
    selbst zu sein.

    Ich
    hoffe, dass du einen Ansatz dafür bekommen hast, was du tun kannst,
    wenn du lernen möchtest, du selbst zu sein und nicht, wie du sein
    solltest.