015 Wie du lernst, du selbst zu sein und nicht, wie du sein sollst“

„Wie du lernst, du selbst zu sein und nicht, wie du sein solltest“

Heute
geht es darum, du selbst zu sein und nicht, wie du sein solltest.
Wenn du dich angesprochen fühlst, wenn du das Gefühl von Freude und
einem guten Selbstgefühl verloren hast, und auch das Gefühl hast
unter einer dumpfen Glocke zu sein, dann lies gerne weiter!

Lernen,
du selbst zu sein

Für
mich persönlich ist das ein langer Weg gewesen, immer wieder zu
gucken – Was ist denn eigentlich meins und was nicht?

Mein
Gradmesser ist dabei mein inneres Gefühl, ob es hell oder dunkel
ist. Hierbei kann es auch helfen, das
Innere
Wetter

zu überprüfen. Wenn mein inneres Wetter schon länger regnerisch,
nebelig oder dunkel ist, dann kann ich gucken, ob es aktuell etwas
gibt, was dazu führt oder ob es keinen konkreten Auslöser gibt.
Dann lohnt es sich hinzuschauen, was gerade in meinem Leben los ist,
das ich mich angepasst habe oder dass ich Dinge tu, die andere
wollen, aber dabei gar nicht so bin, wie ich sein möchte.

Manchmal
ist es gar nicht so leicht, klare Gedanken zu fassen und auch aus
alten Gewohnheiten auszutreten, daher ist es wichtig, sein Gewahrsein
dafür nochmal zu schärfen.

Wichtige
Punkte

Ich
spreche direkt mal die Punkte an, die vielleicht gar nicht so
angenehm sind, wenn du es wagst, du selbst zu sein. Ich sage mit
Absicht
wagen,
denn es braucht ein wenig Mut, man selbst zu sein. Vor allen Dingen,
wenn das Umfeld und du selbst es gewohnt sind, dass du dich anpasst.

Geduld

Der
Punkt, den ich am öftesten höre, wenn ich mit Menschen arbeite, ist
das Thema Geduld. Du musst aushalten, ungeduldig zu sein. Du musst es
wirklich wagen, diese Ungeduld auszuhalten. Ich stelle oft fest, dass
wenn nicht von heute auf morgen alles so läuft, wie ich es mir
vorstelle, dass dann meine Ungeduld sehr groß wird. Und die gilt es
auszuhalten.

Das
Nächste, das du wagen musst ist, etwas Altes zu zerstören. Als
Gestalttherapeutin sag ich mal,
alte
Gestalten zu zerstören.

Darauf folgt natürlich auch die Angst, das Alte loslassen zu müssen,
um etwas Neues in die Welt zu bringen.

Wenn
du sein willst, wer du bist und nicht, wer du sein solltest, dann
musst du wagen, Unbekanntem ins Gesicht zu schauen und dich darauf
einzulassen.

Vielleicht
findest du selbst auch noch Punkte, bei denen du denkst: Das muss ich
wagen – oder – Das trau ich mich nicht so richtig. Da gibt es
eine Blockade. Bennene das ruhig mal und komm gerne mit mir in den
Austausch darüber!

Vielleicht
fragst du dich auch: Warum kann ich nicht ich selbst sein und fühle
mich gefangen in Handlungen, die so ähnlich sind wie die meiner
Eltern? Oder: Warum pass ich mich immer an?

Die
Gründe können natürlich noch vielfältiger sein als das, was hier
angesprochen wird.

Dafür
hole ich ein bisschen aus, zu der Zeit, als du klein warst.
Vielleicht erinnerst du dich an deine Freuden. Dazu kannst du dir
vielleicht ein altes Fotoalbum nehmen und dir überlegen, was dir
wohl als Kind Freude bereitet hat. Dann schau mal, wie viele von
diesen Freuden noch da sind. Was spürst du aus dir heraus, was dir
heute noch Freude bereitet? Vermutlich hast du als Kind gelernt, dass
bestimmte Dinge, die dir Freude bereitet haben, für deine Eltern
störend waren und sie mit schimpfen oder Verboten reagiert haben.
Weil du ein gutes Kind sein wolltest, hast du die frühen, einfachen
Freuden vielleicht aufgegeben, um deinen Eltern zu gefallen und sie
zu erfreuen.

Beispiele
für innere Konflikte

Im
Laufe der Zeit erleben wir Menschen innere Konflikte, weil wir etwas
tun, was anderen nicht gefällt. Je nachdem, wie wir darauf
reagieren, verschließt sich etwas in uns. Ich möchte noch ein paar
Beispiele nennen zu inneren Konflikten und weswegen wir aufhören,
Dinge so zu tun, wie wir es möchten.

Ich
gebe als erstes ein kindliches Beispiel: „Ich möchte so gerne in
dieser Matsche herumspringen und mich darin suhlen, aber meine Mutter
mag das nicht.“ Und schon entsteht ein Konflikt. Das Kind muss sich
entscheiden für sich oder für die Mutter. Je nachdem, wie wir
Menschen gestrickt sind entscheiden wir zum Beispiel, es der Mutter
recht zu machen.

Ein
Beispiel für einen Konflikt im Erwachsenenalter könnte sein, dass
ich gerne einer Person treu sein möchte, aber auch mit vielen
ausgehen möchte. Und schon entsteht ein Konflikt. Je nachdem, was
wir auch von unseren Eltern gelernt haben bezüglich Treue, entsteht
ein Konflikt und die Neigung dazu, nicht ganz klar zu bekommen, was
wirklich das Eigene ist und wie ich damit umgehen kann.

Vielleicht
bemerkst du in dir eigene Konflikte, wo du eine Ambivalenz spürst
und du nicht ganz fühlen kannst, was ist deins und was ist der
Wunsch von jemand anderem. Es könnte sein, dass dahinter ein Verbot
oder eine Sichtweise liegt, die dir als Kind gesagt wurde.

Was
Menschen oft machen, um nicht in diesen Konflikten zu bleiben, weil
das ja auch sehr anstrengend ist, ist zu schnellen Lösungen zu
kommen. Was könnten vorschnelle Lösungen sein? Das eine ist das
Thema von
Richtig
oder
Falsch.
Ich finde zu sagen, das ist richtig und das ist falsch, ist eine
vorschnelle Lösung und beinhaltet nicht mehr den Prozess
herauszufinden:
Und
was ist meins?

Da
sind wir wieder bei dem Thema: Was muss ich wagen, um herauszufinden,
was meins ist? Das braucht viel Energie, und deswegen beschließt man
oft, eher die ‚falsche‘ Seite zu vergessen und sich auf die Seite
zu stellen, die im Allgemeinen für richtig gehalten wird. Schon sind
wir wieder da, wie wir sein sollten, aber nicht wirklich so, wie wir
selbst sind.

Manchmal
sprechen Menschen auch von einem
guten
Menschen
.
Ich nenne nochmal ein paar Beispiele, die aufzeigen, wie ein ‚guter
Mensch‘ handelt, um diesem inneren und äußeren Konflikt aus dem
Weg zu gehen. Angesichts von Konflikten entscheidet ein ‚guter
Mensch‘, treu zu sein, in einem frisch bezogenen Bett zu liegen,
sich nicht mehr im Dreck zu suhlen usw.

Die
inneren früheren Freuden sind noch da, aber der ‚gute Mensch‘
erlaubt sich nicht mehr an sie zu denken und gewöhnt sie sich ab.
Warum machen wir das so? Wir machen das so, um Konflikte zu
vermeiden, um andere Menschen zu erfreuen, um uns gut zu fühlen, um
uns überlegen zu fühlen. Aber auch, um eine Lösung
herbeizuschaffen. Ich möchte damit nicht sagen, dass Lösungen an
sich schlecht sind, aber wenn ich lernen will, ich selbst zu sein,
dann kann es keine vorschnellen Lösungen oder
die
Lösung

geben, sondern dann kann es nur einen Prozess geben und ein Wagen und
Sich-Trauen, darauf herumzukauen, was ich in mir erlebe. Es ist auch
notwendig, sich von der Vorstellung von
gut
und schlecht, falsch und richtig, unschuldig und schuldig

usw. freizumachen. Diese Kategorien haben wir heruntergeschluckt zu
der Zeit, als wir gelernt haben, nicht mehr wir selbst zu sein. Das
sind oft diese Dinge, die unverdaulich sind und schwer im Magen
liegen. Die uns Kopfschmerzen bereiten und eine Übelkeit auslösen.
Durch diese Kategorien hört auch das Wachstum und die Entwicklung
auf, sodass wir nicht mehr wir selbst sein können, sondern das sind,
was die Eltern, die Freunde oder die Gesellschaft uns vorgibt.

Wenn
du also wieder lernen willst, du selbst zu sein, was bedeutet, dass
du das Gefühl und die Empfindung von Freude und von Lebendigkeit in
dir wieder wahrnimmst, dann musst du auch herausfinden, was du
geschluckt hast. Wenn du herausfinden willst, wie du dich jetzt und
hier fühlst, dann gilt es auch herauszufinden, was man dich hat
glauben lassen, was du fühlen solltest.

Du
musst dir dessen gewahr werden, welche folgenden Wörter du öfter
benutzt:
müsste,
sollte, immer, niemals.
Du
kannst ja mal darüber nachdenken, ob du diese Wörter öfter in der
Kommunikation mit dir selbst oder anderen benutzt. Schreib‘ das
gerne auf und erzähl‘ mir gerne davon, wenn du Lust hast.

Vielleicht
hast du mehr geschluckt, als du Verdauen kannst und bist dir dessen
aber gar nicht wirklich bewusst, du spürst nur, dass du oft nicht du
selbst bist, sondern so, wie du sein solltest. Falls du so fühlst,
dass du merkst du hast vieles geschluckt, was nicht wirklich ein Teil
von dir ist, ist es erstmal hilfreich, das wieder zu entdecken.
Wieder zu entdecken, was du denn geschluckt hast. Dieses
Wiederentdecken und Benennen ist ganz wichtig. Da das gar nicht immer
so einfach ist, fang doch erstmal mit den oben genannten Wörtern
müsste,
sollte, immer, niemals
an.
Es
ist eben gar nicht so leicht, herauszufinden, was wir alles
geschluckt haben und dafür brauchst du wieder die Geduld, die ich am
Anfang angesprochen habe. Also wirklich auch das Aushalten der
Ungeduld, wenn du die Dinge, die du heruntergeschluckt hast, nicht
sofort erkennst.

Was
du auch erkennen kannst, ist dass du eine Art Verdauungsstörung
hast. Das was du heruntergeschluckt hast, was nicht wirklich deins
ist, das stört dich in deiner Verdauung. Dinge wie Übelkeit,
Bauchschmerzen, Kopfschmerzen usw., können nicht nur durch Nahrung
entstehen, sondern auch durch Vorstellungen von Anderen, die wir
schlucken, aber nicht gut verdauen können. Wenn du so etwas über
mehrere Jahre oder Jahrzehnte tragen und merkst, dass du schon lange
an
Verdauungsstörungen
leidest, kann das natürlich körperliche Ursachen haben. Aber es
kann auch sein, dass da zusätzlich etwas ist, das du an
Vorstellungen und Ideen geschluckt hast und nicht verdauen kannst und
weswegen du auch nicht du selbst sein kannst.

Jetzt
fragst du dich vielleicht: Wie kann ich das ändern? Was kann ich
tun?
Jetzt kommen wir zu dem Teil, der gar nicht so leicht ist und
der auch deine Zeit und Geduld braucht. Aber es ist der Teil, der
sich wirklich lohnt. Du musst einverstanden sein, diese ganzen Sätze
herauszufinden. Das allein reicht noch nicht, denn du musst dich
selbst erleben, in deinem Zorn, in deinem Ekel, in deiner Scham, in
deiner Angst. Du musst dich selbst eigentlich dorthin schicken. Dafür
musst du dich natürlich etwas trauen und den Mut haben, das
auszuhalten, was da ist.

Wenn
du mich schon länger kennst, weißt du, dass ich einmal im Jahr eine
Challenge mache: „Geh‘ mit dem, was gerade ist!“. Da ist genau
das Thema, nämlich mit dem zu sein, was gerade ist. Wenn du
herausfindest, welche Sätze du geschluckt hast, dann wirst du
erstmal auch unangenehme Gefühle wahrnehmen. Aber ich bin der
Meinung, dass sich das total lohnt, man selbst zu sein, Freude zu
empfinden, Lebendigkeit. Unterscheiden zu können, was ist meins und
was habe ich geschluckt. Du wirst dann auch selbst herausfinden, was
du magst und was nicht. Was sich gut anfühlt und was nicht und wie
du dein Leben selbst leben möchtest.

Dabei
geht es nicht um richtig oder falsch, sondern darum, was für dich
richtig und stimmig ist. Du kannst dein Leben anschauen und
entscheiden, wer du bist und wie du dich fühlst. Die Antworten, die
du dir selbst geben kannst, das sind deine eigenen Antworten. Ob du
dann danach handelst, das ist eine andere Sache. Aber das in sich
selbst herausfinden, ist schonmal eine ganz wertvolle Sache, um
wieder Lebendigkeit und Freude zu spüren und das Gefühl, wieder man
selbst zu sein.

Ich
hoffe, dass du einen Ansatz dafür bekommen hast, was du tun kannst,
wenn du lernen möchtest, du selbst zu sein und nicht, wie du sein
solltest.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert